Scarface

„Was glotzt ihr denn? Ihr seid doch nur ein Haufen abgefuckter Arschlöcher. Wollt ihr wissen wieso? Ihr habt doch nicht mal den Mut, das zu tun was ihr wollt. Ihr braucht doch Typen wie mich… Ihr braucht Typen wie mich, damit ihr mit euren vollgeschissenen Fingern auf mich zeigt und sagt „Das ist der Bösewicht da!“… Und? Was seid ihr denn dadurch? Gut? Ihr seid nicht gut. Ihr wisst nur wie ihr euch versteckt, und wie ihr leben könnt. Aber ich, ich habe solche Probleme nicht.“

Tony Montano

Du sitzt an der Bar und eine Frau spricht dich an: „Hey, wie geht es dir? Was machst du beruflich? “ Sagst du ihr, dass du einen Escort Service betreibst oder nicht? Sein oder nicht sein? Das gleiche Prozedere, aber dieses Mal fragt dich deine Mutter, was dein neues Projekt, worüber du in letzter Zeit so viel geredet hast, eigentlich genau beinhaltet?

Auch im 21. Jahrhundert, obwohl es in Deutschland völlig legal ist, bleibt Prostitution eine Dienstleistung, die zwar angeboten, aber anscheinend von niemanden genutzt wird. Es gibt immer noch dieses Tabu und die Mehrheit ist im Hinblick auf das Thema herablassend und verurteilend. Auch oder gerade dann, wenn keine Sachkenntnisse vorhanden sind. Es versteht sich von selbst, dass es keinen Spaß macht, nachts durch die kalten, dunklen Straßen zu laufen und Freier im Auto für 30 Euro zu bedienen. In oberen Segment des Berufes, können die Vorteile für Frauen, die dafür geschaffen sind, durchaus lohnend sein. Ich spreche hier nicht von den Damen der Daphne´s Agentur, die Escort nur als Nebenjob machen und daher nur durchschnittlich verdienen.

„Naja, kein Wunder, dass du so etwas sagst“, höre ich dich sagen. Ok, schauen wir uns das Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln an. Luxus-Escort bietet Frauen die Möglichkeit, bei flexiblen, kurzen Arbeitszeiten gutes Geld zu verdienen. Oft werden sie von interessanten Männern in schönen Hotels verwöhnt und auf ein Podest gestellt, was ihrem Selbstwertgefühl zugutekommt. Ich kenne einige Mädchen, die längere Pausen machen, sobald sie etwas Geld ansparen. Viele nutzen das Geld, um die Welt zu bereisen. Welcher andere Beruf erlaubt das? Um Vorurteilen vorzubeugen, die Gefahr von sexuell übertragbaren Krankheiten oder gewalttätigen Kunden ist in dem High Class Segment vernachlässigbar.

Wie bereits erwähnt, ist in Deutschland das Betreiben einer Escort-Agentur legal, was zur Folge hat, dass immer mehr „anständige“ Menschen ihr Glück versuchen. Auch der Staat bekommt natürlich seinen Anteil in Form von Steuern.  Einige Länder verbieten die Prostitution, andere tolerieren oder legalisieren diese Aktivität. Zu verschiedenen Zeiten gab es auch unterschiedliche Meinungen zu diesem speziellen Gewerbe. All das, um zu zeigen, dass es für Moralisten nicht so leicht ist, sich im Recht zu fühlen.

Aber zurück zu Tony Montano. Meines Erachtens ist der gewichtigste Nachteil für die Escorts, die Tatsache, dass Prostitution gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Diese Gesellschaft zwingt dich, deine Eltern, Familie und Kollegen, dein ganzes Umfeld über dein verborgenes Leben anzulügen. Du hast einfach keine Wahl, besonders wenn du eine Mutter bist und nicht willst, dass deine Kinder in der Schule nachteilig behandelt werden. Ich persönlich finde Menschen, die in die Welt des Paid-Sex eintreten, mutig und stark. Man muss sehr offen und ein Freigeist sein, um den ersten Schritt zu machen und z. B. eine Begleitagentur für einen Job zu kontaktieren. Man muss noch stärker sein, um den Kurs zu halten, wenn Freunde / Familie von deinem außergewöhnlichen Job erfahren und sich schockiert zeigen. So Heil den tapferen Frauen! Nieder mit den Heuchlern, die auf Prostituierte herabblicken, aber ihre Dienste in Anspruch nehmen! Danke Deutschland für deine Pragmatik!

Das neue Prostitutionsgesetz

 „Die Prostitution abschaffen heißt eine der Säulen der sozialen Ordnung abzuschaffen. Das heißt die Ehe unmöglich zu machen. Ohne die Prostitution die der Ehe als Korrektiv dient wird die Ehe untergehen und mit ihr die Familie und die gesamte Gesellschaft. Die Prostitution abzuschaffen: das ist für die europäischen Gesellschaften einfach ein Selbstmord.“

Michel Houellebecq

 

Bei Daphne’s betrachten wir Pay-Sex, zumindest im höherpreisigen Segment, nicht als unmoralisch. Als meine Geschäftspartnerin und ich beschlossen die Daphne’s Agentur zu gründen, beschäftigte mich viel mehr die Frage, ob die legalisierte Prostitution ein Zeichen einer dekadenten Gesellschaft sei und wenn ja, ob ich zur weiteren Erosion der Moral der Nation beitragen sollte.

Eine gesunde Libido ist für mich ein Zeichen der Vitalität. Schon immer hatten mächtige Männer Konkubinen, Geliebte und temporäre Liebhaber. Es ist eine bekannte Tatsache, dass ältere Männer viel jüngere Frauen bevorzugen. Wer will seine Jugend nicht wieder erleben? In der Essenz geht es um nichts anderes als Geldaustausch gegen Jugend und Schönheit, und es wird immer einen Markt dafür geben, nicht nur auf der Nachfrageseite, wie manche Feministinnen es gerne glauben möchten.

Ist es Männern nicht erlaubt, etwas Spaß zu haben, wenn das die Ehe zusammenhält, und die Scheidungsanwälte nicht bereichert? Ist es nicht vorteilhaft für den Nachwuchs, wenn die gelegentliche Frequentierung von Escorts die Familie zusammenhält? Daher mein Urteil: Prostitution ist für die Gesellschaft tatsächlich gesund.

Warum der Staat nun versucht, die Prostitution zu torpedieren, erklärt sich mir nicht. Das offizielle Ziel der neuen Prostitutionsgesetzgebung ist der Schutz der Prostituierten und die Gleichstellung der Geschlechter, aber ich fürchte, dass es der erste Schritt zum Verbot von Pay-Sex ist. Die Welt wird zugleich konservativer und femininer. Der Staat mag die Tatsache nicht, dass Männer Frauen für Sex bezahlen. Sicher, einige Klienten vergehen sich an den Frauen. Eine größere Anzahl von Prostituierten sind aber knallharte Businesswomen. Missbrauchen sie die Klienten dabei nicht für ihre Zwecke?

In der Prostitution kann tatsächlich von einer „Klassengesellschaft“ gesprochen werden. Auf der einen Seite, am oberen Ende der Skala, wo auch Daphne’s positioniert ist, kann es ganz lukrativ und interessant sein. Eine viel bessere Alternative als eine mittelmäßige Arbeitsstelle. Diese Sexarbeiter, die Elite, benötigen keine Hilfe seitens des Staates. Auf der anderen Seite gibt es die Benachteiligten, die sich in der Regel nicht selbst verteidigen können und folglich irgendeine Form des Schutzes brauchen.

Die Aussage, die Sexindustrie benötige eine Regulierung, hat seine Berechtigung. Was das Regierungspapier aber nicht erwähnt, ist warum Deutschland zum Eldorado der Prostitution wurde. Könnte es sein, dass Deutschlands Abstieg im Bezug auf sexuelle Dienstleistungen mit der EU Erweiterung zusammenhängt? Mit der Aufnahme der osteuropäischen Nachbarländer? Massenimmigration ist auch ein Grund dafür, dass die Preise für Sex-Arbeit fallen, oder zumindest seit Jahren nicht steigen.

Aber ich divergiere. Lasst uns in Bezug auf die neuen Vorschriften mit einer positiven Note anfangen. Sex-Arbeiter müssen in Zukunft an einer Beratung teilnehmen, aber keiner medizinischen. Für gebildete Escorts gibt es nichts Neues unter der Sonne. Ein Geschenk des Himmels dagegen für einige rumänische oder bulgarische Straßenarbeiterinnen, die glauben, mit etwas Seife diversen Geschlechtskrankheiten vorbeugen zu können. Sex ohne Kondom wird nun strafbar sein. Dies schließt auch Fellatio ein, obwohl das Risiko für HIV fast nicht existent ist, und man wirklich Pech haben muss, um sich z.B. mit einem Tripper anzustecken.

Bordell-Besitzer und Escort-Agenturen-Betreiber müssen eine Lizenz beantragen. Ich denke, dass es selbstverständlich ist, dass jemand, der wegen Menschenhandel oder versuchten Mord verurteilt wurde, keine Genehmigung bekommen sollte. Aber was ist mit Flatrate-Bordellen und Gangbang-Partys? Sicherlich sind die ersteren für die dort arbeitenden Frauen erniedrigend, aber hat der Gesetzgeber die Selbstbestimmung dieser Frauen berücksichtigt? Garantiert die Verfassung keine Berufsfreiheit? Hier sehen wir, was die wirkliche Absicht des Gesetzes ist, nämlich die Objektivierung von Frauen zu verbieten. Die sexuelle Zustimmung ist nur gültig in vorgeschriebenen Verhaltensnormen, die vom Staat sanktioniert werden. Was kommt als nächstes? Ihre hochkarätige Escort Agentur ähnelt einer weiblichen Hundeshow. Weg mit Daphne’s, du alter perverser Greg!

Wir haben nichts dagegen, dass der Staat zum Meisterzuhälter wird. Gerüchten zufolge soll eine Betriebs-Lizenz bis zu 2.500 Euro kosten. Auch dass der Staat seinen steuerlichen Anteil haben möchte, ist legitim. Aber wozu diese Heuchelei? Warum nicht einfach zugeben, dass eins der Ziele des neuen Prostitutionsgesetzes die Steuerhinterziehungbekämpfung ist? Es ist kein Geheimnis, dass der deutsche Staat die Steuerdetails von ungarischen Prostituierten ihrem Heimatland übergab. Wird der Staat nun auch versuchen, das Schwarzgeld auszurotten? Auch verständlich. Aber was wird der nächste Schritt sein? Klienten, die nur mit Kreditkarten bezahlen dürfen? Die Abschaffung von Bargeld?

Zweifelsohne ist der Zwang zur Registrierung negativ für die Frauen. Dies bedeutet, dass sie offiziell als Prostituierte in Datenbanken unserer Behörden gespeichert werden. Manche Frauen werden underground gehen. Einige Daphne’s Escorts werden wahrscheinlich in „Rente“ gehen, da sie alle einer geregelten „bürgerlichen“ Tätigkeit nachgehen oder studieren und sich nicht registrieren lassen wollen. Auch damit werden wir zurechtkommen, aber bitte, lieber Gesetzgeber, lass es hierbei und verbiete die Prostitution nicht. Mit der Flüchtlingskrise hast du deine moralische Überlegenheit verewigt. Das genügt. Wenn der nächste Schritt die Abschaffung der Prostitution ist, begeht Europa Selbstmord. Oder wie Marlene Dietrich einmal sagte: „Ein Land ohne Bordelle ist wie ein Haus ohne Badezimmer.“
Greg

Daphne’s