„Russische Prostituierte sind zweifellos die besten der Welt !“ Wladimir Putin
Ein Aspekt meines Jobs, den ich sehr zu schätzen weiß, ist die Vielfalt der Menschen, denen ich im Laufe meiner Tätigkeit begegne. Vor Kurzem wurde ich von einem Klienten gefragt, warum keine russische Version unserer Webseite existiere. Ich entgegnete scherzhaft, ob er vielleicht mit dem KGB unter einer Decke stecke und beabsichtige, Honigfallen aufzustellen. Seiner Meinung nach gäbe es einen wirtschaftlichen Anreiz, da Berlin über eine große russische Gemeinde verfüge.
Ich bin ein Fan der russischen Literatur, insbesondere vom Buch „Aufzeichnungen aus dem Untergrund“ von Dostojewski, das eine Prostituierte als Charakter hat, war allerdings nicht überzeugt von seinem Vorschlag. Das Mädchen von nebenan – diesen Typ Escort vermitteln wir – spricht die russische Klientel in der deutschen Hauptstadt nicht besonders an. Im Gegensatz zur bohemischen Diaspora in den roaring twenties sind die heutigen Emigranten in Charlottengrad weniger künstlerisch veranlagt. Der blonde Barbie-Typ mit künstlichem Schmollmund und vergrößerten Brüsten wird eher von ihnen bevorzugt.
„Wie sieht es aber mit den traditionellen Werten aus?“, konterte ich. Es folgte eine Lachsalve. Politische Korrektheit, Mikro-Aggressionen, Trigger-Warnungen und sichere Räume sind in der Tat nicht en vogue bei den Russen, alles Geschwätz des dekadenten Westens. In meinem Kopf kreiste das Bild von Herrn Putin und seiner Äußerung, dass die russischen Prostituierten die besten der Welt seien.
Als hätte ich es mit einem Gedankenleser zu tun, wandte sich das Thema unweigerlich der Politik zu. Ich ließ den Kunden eine Weile über die westliche Wertegemeinschaft und ihre Doppelmoral schimpfen, als er darauf hinwies, dass Wladimir im Hinblick auf die Krim-Annexion die Unterstützung der überwiegenden Mehrheit der russischen Bevölkerung hinter sich wisse. Im Gegensatz zu dem, was der Westen beim Zusammenbruch der UdSSR versprochen hatte, wurde die NATO seiner Meinung nach bis zu den Grenzen Russlands erweitert. Insbesondere die Ukraine wurde durch falsche Versprechungen aus der russischen Hemisphäre herausmanövriert, um ihre westliche Integration zu erleichtern. Ganz zu schweigen vom Social Engineering, das dort stattfand. Außerdem expandierte die EU aggressiv in den Osten, und gebe den Traum vom „Lebensraum Osten“ nicht auf.
Es war noch nicht alles. „Die Antipathie, die Putin im Westen hervorruft, verblüfft mich immer wieder. Sicher, er mag korrupt sein und er ist autoritär. Dass das Mutterland bankrott war und einen starken Mann nach Jelzin brauchte, um zu verhindern, dass die Grenzen weiter schrumpfen, das Land zum Spielball westlicher Mächte wird und nur als Rohstofflieferant, frei nach Madame Albright, eine Rolle auf der Weltbühne abbekommt, blendet man leider gerne aus. Die russischen Frauen mussten, dem Hunger wegen, die Familienjuwelen für eine Handvoll Rubel verkaufen. Die Oligarchen hingegen konnten strategisch wichtige Unternehmen für 2% ihres realen Wertes kaufen. Putin machte all dem ein Ende“.
Die Quelle meines Gesprächspartners war nicht die „Pravda“. Falls ich nachschlagen wolle, so könnte ich einen Artikel von John Mearsheimer in „Foreign Affairs “ in der September/Oktober 2014 – Ausgabe konsultieren. „Warum ist die europäische Presse immer so negativ und voreingenommen, wenn es um mein Heimatland geht? Die USA ist nicht weniger eine Oligarchie; Kunst und Kultur sind jedoch tiefer in der russischen Psyche verwurzelt“. Daher schätze er nicht, dass Westeuropa den USA immer folgt. Sind Russland und Deutschland doch natürliche Bettpartner. Ex-Kanzler Gerhard Schröder stimmt dem wahrscheinlich zu…